Die Ausweglosigkeit der großen Koalitionäre

Die große Koalition bekommt beiden Partnern nicht, was keine Überraschung ist, da die Wähler weder der CDU/CSU noch der SPD – ganz im Gegensatz zu derartigen Interpretationen des Wählerwillens – ein solches Bündnis gewünscht hatten. Die SPD verhielt sich allerdings taktisch klüger als die Union, indem sie soziale Grausamkeiten (Erhöhung des Rentenalters, Verschärfung der Hartz-IV-Regeln usw.) gleich zu Anfang des gemeinsamen Regierens durchdrückte und jetzt so tut, als sei sie das soziale Gewissen der Koalition, das die Union von weiterem Kahlschlag abhalte. Helfen wird ihr das letztlich nichts, denn die Auswirkungen der so genannten Gesundheitsreform werden alle im Jahre 2009 zu spüren bekommen, und viele Wähler werden dann wieder nicht wissen, wen zu wählen eigentlich lohnt.
Für ein baldiges Ende der großen Koalition spricht das dennoch nicht. Denn weder CDU/CSU noch SPD können aus den aktuellen Umfragen die Hoffnung schöpfen, bei einem neuen Wahlgang eine Mehrheit mit ihrem jeweiligen Wunschpartner zu erhalten. Solche Ausweglosigkeit schweißt zwar zusammen, ist aber keine Basis für gutes gemeinsames Regieren. Je näher der Wahltermin rückt, desto verbissener wird jeder versuchen, sich gegenüber dem anderen einen Vorteil zu verschaffen. Und das löst das Bündnis allmählich in den Sachfragen auf, ohne dass es sich auch personell auflöst. Zwei erschöpfte Boxer im Ring, die sich aneinander klammern in der Hoffnung, dass sie nicht zusammen fallen, sondern dem anderen endlich die Knie weich werden.