Edmund Stoiber im Hamsterrad



Eigentlich ist ja Edmund Stoiber zu bedauern. Da denkt man, als bayerischer Ministerpräsident stehe er über den Dingen, könne mit staatsmännischer Geste über sein florierendes Land hinwegblicken und sich in Bälde – er ist auch schon 65 – auf einen geruhsamen Lebensabend freuen. Doch weit gefehlt. Wie ein Gehetzter zieht er durch das Land, erniedrigt sich vor einem lauernden Parteitagspublikum und hat nichts weniger im Sinn als den Ruhestand in einer schönen alpinen Landschaft. In Augsburg stieg er gestern sogar auf einen roten (!) Stuhl, um sich über seine CSU zu erheben und sie zu noch mehr und längerem Beifall herauszufordern – damit ja kein Zweifel bleibt: Er ist weiter der Größte und kann noch wachsen.

Ursache für derlei Aktionismus sind einige Umfragedaten, die doch tatsächlich die CSU unter der 50-Prozent-Marke sehen und damit jenseits eines Zustandes, der zu Bayern schon ebenso zu gehören schien wie Lederhosen und Oktoberfest. Und das unter der Regentschaft Stoibers. In den Geschichtsbüchern würde stehen: Dieser zappelige Blonde, eigentlich ja gar kein g’standner Bayer, hat es vergeigt.

Und so geht es Edmund Stoiber wie jenem Läufer, der immer an der Spitze des Feldes lag und damit den ersten und lautesten Beifall einheimste, nun aber am verhaltenen Klatschen des Publikums am Straßenrand spürt, dass die Verfolger näher kommen. Zwar fürchtet er die nicht so sehr, aber dass ihm die Zuschauer den Sieg nicht mehr zutrauen und damit allmählich in die Bedeutungslosigkeit abdrängen – das kann er nicht akzeptieren. Und so rennt er und rennt er – wie er meint, um sein Leben, das doch nur ein besseres Hamsterrad ist.