Irak und Afghanistan

Welch erstaunliche Entwicklungen nehmen unsere Politiker? Tom Koenigs, einst dadurch bekannt geworden, dass er mit seinem Erbe als Bankierssohn den vietnamesischen und chilenischen Widerstandskampf unterstützte, danach als Politiker der Grünen vor allem in Frankfurt am Main, für die UNO und als Menschenrechtsbeauftragter der rot-grünen Bundesrepublik tätig und jetzt UNO-Beauftragter für Afghanistan, sagte gestern der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung viel Richtiges über eine notwendige Verstärkung der Entwicklungshilfe für das Land am Hindukusch, um dann aber hinzuzufügen: »Meiner Meinung nach muß man auch in Deutschland unbedingt bedenken, daß der Konflikt zwar nicht allein militärisch zu gewinnen ist, daß die Nato aber auch nicht verlieren darf. Es muß umfangreiche Entwicklungshilfe geben, und es braucht auch politische und diplomatische Initiativen in Richtung Pakistan. Und: Es muß eine gewaltige militärische Anstrengung gemacht werden, um eine Niederlage zu verhindern.«

Eine Antwort gab ihm am gleichen Tag ein Kommentator der FASZ, der sich vor allem mit der Lage im Irak beschäftigte (siehe Minibuch vom 05.11.06), am Ende aber eine logische Frage auch für Afghanistan formulierte: »Nimmt man in Kauf, für die Aufrechterhaltung des prekären Gleichgewichts einen ständig wachsenden Blutzoll zu entrichten? Sie wird über kurz oder lang durch eine andere Frage übersetzt: Wie lange noch? Die Hoffnung darauf, der afghanische Widerstand werde irgendwann erlahmen, ist trügerisch. Es fehlt ihm weder an Menschen noch an Material, für letzteres sorgen Markt und Mohnanbau. Man kann die irakische Entwicklung als Prognose der afghanischen deuten.«

Er sagt damit verklausuliert, was Koenigs selbst schwant und als Menetekel an die Wand malt, ohne dass er es aber glauben will, dass nämlich »das gesamte Nato-Bündnis absurd und für Friedenseinsätze in der Dritten Welt nicht nutzbar« ist.