Merckle und Westerwelle

Zwei Kommentare waren in dieser Woche zur weltweiten Finanzkrise zu vernehmen – und sie konnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine kam von Adolf Merckle, jenem Milliardär, der sich das Leben nahm, weil er sein Firmenimperium an den Rand des Untergangs manövriert hatte. Wie immer man zu ihm und seinem Handeln steht, er hat aber am Schluss die Verantwortung für sein Tun übernommen, eine ultimative Verantwortung, was ihn weit über jene erhebt, die nur mal die Schultern zucken und, ohne einen Gedanken an die Opfer ihres Versagens zu verschwenden, ungerührt weitermachen.

Wie zum Beispiel Guido Westerwelle, der von Verantwortung für das gegenwärtige weltwirtschaftliche Geschehen nichts, aber auch gar nichts spürt. Einige junge Demonstranten hielten ihm beim Dreikönigstreffen in Stuttgart per Transparent »Neoliberalismus gleich Finanzkrise« vor, aber dagegen fiel ihm kein einziges Argument ein, nur ein paar ablenkende spöttischer Bemerkungen. Dafür wusste er aber ganz genau, was gegenwärtig zu tun sei – das, was er und seine FDP schon immer empfohlen hatten und was ganz wesentlich die Krise auslöste: Steuergeschenke für Banken und Großindustrie, Einschränkungen für die Masse der Bevölkerung, Sparen an staatlichen Ausgaben für Investitionen wie soziale Fürsorge. Dass es gerade die neoliberale Politik war, die die FDP auf ihre Fahnen geschrieben hat und die die große Koalition teilweise kopierte, die ökonomische Turbulenzen auslöste, ficht ihn nicht an. Er, der mit den Ackermann, Blessing, von Pierer, Zumwinkel, Ron Sommer und anderen in einem Boot sitzt, sich jahrelang als ihr Marktschreier gerierte, tut so, als sei die Rezession wie ein Schicksalsschlag vom Himmel gefallen und nicht von gierigen und oft nur an den eigenen Vorteil denkenden Bankvorständen und Wirtschaftsbossen ausgelöst worden. Mehr noch, er will mit seiner Partei den verderblichen Weg weitergehen und drängt deshalb in eine von der Union geführte Regierung, die in diesem Sinne agieren soll.

Mancher bedauert Merckles Selbstmord und hätte sich gewünscht, dass dessen Einsicht in eigene Fehlbarkeit zur Basis veränderten, verantwortungsbewussteren Handelns geworden wäre. Ein frommer Wunsch, für dessen Erfüllung es leider bislang kaum Hoffnung gibt. Stattdessen setzen sich die Westerwelles schon wieder kühn aufs hohe Ross und buhlen um die Stimmen jener, die aus der Krise auch nichts gelernt haben.

5 Replies to “Merckle und Westerwelle”

  1. Als alter Affenexperte würde ich sagen, das Guido mal richtig penetriert werden sollte.
    Mich hatte niemand gerettet als ich mit meiner Firma pleite gegangen bin. Ich hab alle Schulden abarbeiten müssen.

    Nun den Bonzen das Geld in den Allerwertesten stopfen, vom Geld der Armen, Pfui
    Pfui FDP
    Pfui SPD
    Pfui Grüne
    Pfui CDU
    Pfui Rüstungsindustrie
    Pfui Pharmaindustrie
    Pfui „öffentliche“ Medien

  2. Wie Politblogger Peter Richter
    natürlich weiß, gibt es außer den „aktuellen Events“, wie beispielsweise Merckles Selbstmord, das mit Jahresbeginn 09 zunehmend eskalierende „Dauerevent-Jubiläum“.

    Sein Ex-Kommi R.H. empfiehlt ihm, sich über einen „ständigen Beitrag“ (Serie ?) zur „Aufarbeitung der damaligen DDR Gedanken zu machen. Ggfls. ähnlich der im ihm ja gut bekannten Neuen Deutschland, das am 6. Jänner seine Serie „Die DDR hat`s nie gegeben“ mit Schorlemmers Beitrag „Der Kaiser war nackt“ einleitete.
    Eine Provokation auf hohem Niveau!
    Der (scheinbar) nicht zu widersprechen ist, weil die Details ja (fast) alle stimmen.
    Der Beitrag in seiner Gänze aber einen entscheidenden Mangel hat: In ihm spiegelt sich destruktiver, provinzieller Fatalismus. Den in einer sozialistischen Idee a priori und für immer steckende Progress hat es auch in der DDR gegeben. Schorlemmer hätte gut daran getan, seine Geisteskraft auch auf die Einbeziehung dieser wesentlichen Elementen zu verwenden:
    + die Macht (und Stärke) des von ihm im Schlussteil apologetisch kritisierten hochentwickelten Kapitalismus in der Bekämpfung einer potentiellen (Sozialismus-)Gefahr,
    +Alternativen, die untere Berücksichtigung menschlicher Grenzen und gesellschaftlicher Bedingungen eine längere Existenz des Sozialismus ermöglicht hätten,
    + Überlegungen, wie unter den nun gegebenen (neuen,alten) Verhältnissen auf lange Frist ein Neuanfang in Richtung sozialistischer Progress möglich wäre.

    Bei aller Anerkennung von Schorlemmers Haltung und Engagement: Unserer Zeit fehlen die geistigen Köpfe, die der in ihr steckenden Herausforderung gewachsen sind…

  3. Es wäre wohl etwas zu sarkastisch, wenn man jetzt sagen würde, daß es für Deutschland wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn Guido Westerwelle genau das getan hätte, was der „leidenschaftliche“ Unternehmer Adolf Merckle vor einigen Tagen begangen hat. Außerdem hätte ein Selbstmord des „gewissenlosen“ Politikers Westerwelle kaum etwas an der politischen Gesamtlage im nahezu hoffnungslos in ideologischen Marktmythen verstrickten Deutschland geändert. Es gibt einfach zu viele Westerwelles hierzulande, die von den durch den Staat aufgespannten Rettungsschirmen aufgefangen werden und daher ihr gewohntes Spiel in Wirtschaft und Politik ungerührt fortführen können.

    Und was machen die Menschen im Land, wo sehen sie einen möglichen Ausweg aus dem Finanz- und Wirtschaftsdesaster? Man möchte es kaum glauben, aber die Freiheitsverkünder und Allesversprecher im Stile Westerwelles haben Konjunktur bei der verunsicherten und unaufgeklärten Bevölkerung. So könnten bei den in diesem Jahr zahlreich anstehenden Wahlen manche Böcke zu Gärtnern gemacht werden und dieses Land und seine Menschen der weiteren sozialen Spaltung und dem wirtschaftlichen Kollaps ein Stück näherbringen. Gibt es denn kein Mittel gegen politische Rattenfänger?

  4. Wie immer man zu ihm und seinem Handeln steht, er hat aber am Schluss die Verantwortung für sein Tun übernommen, eine ultimative Verantwortung,

    Nein, hat er nicht – Er hat die ultimative Nichtverantwortung gewählt, sich umgebracht und sich damit vor dem von ihn verursachten Schaden gedrückt.

    & weil er ja so „gläubig“ war auch noch sein „ewiges Leben“ durch Selbstmord vergurkt..

    Für die >Angestellenten einen Pfaffen halten, Kalendersprüchlein zu Weihnachten – verteilen und dann – wenns mal drauf an kommt –


    Und dann sich auch noch vor einen Zug werfen. Egoarschloch – pathetisches an den Zugführer hat er dabei wohl auch nicht gedacht …

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