Bad Banker mit Entzugserscheinungen

Bläst man den Nebel fort, der derzeit ganz bewusst von interessierter Seite bis hinein in höchste Kreise der Politik um die Situation der Banken und Möglichkeiten ihrer »Rettung« erzeugt wird, dann bleibt als Faktum zurück: Jene, die durch Gier und Skrupellosigkeit die weltweite Finanzkrise auslösten, sind keineswegs bereit, daraus auch für sie geltende Konsequenzen zu ziehen, sondern tun alles nur Denkbare, um ihr doch so – für sie – lukratives Tun fortzusetzen. So ist der Ruf nach einer »Bad Bank«, die man eigentlich einen Mülleimer nennen sollte, nichts anderes als die Fortsetzung der alten Zockerei mit neuen Mitteln – und das im doppelten Sinne.

Die faulen Kredite, mit denen sie jüngst dank betrügerischer Manipulationen noch fetten Profit machten, hinter denen aber schon damals keinerlei reale Werte standen, so dass die jetzigen Verluste absehbar waren – diese fauligen Kredite soll ihnen nun der Staat »abkaufen« – möglichst zu Preisen und Bedingungen, die sie selbst diktieren. Das wäre etwa so, als wenn ein einfacher Bürger sein defektes Fernsehgerät in den Media-Markt trüge, dort dem Verkäufer erkläre, er könne doch daraus noch einige Euro schlagen und von ihm als »Gegenleistung« und dafür, dass er ja weiter bei ihm einkaufen werde, ein neues Gerät verlangte.

So absurd das auch klingt, darauf läuft das Konzept der »Bad Bank« im wesentlichen hinaus. Es bürdet dem Staat – und damit dem Steuerzahler – alle Verluste auf, während die Banken frisches Geld für ihre Geschäfte bekommen. Sie könnten es zwar auch vom bereits bestehenden«Banken-Rettungsfonds« bekommen, der zu Anfang der Krise blitzschnell aufgelegt wurde, doch hat damals die Regierung im ersten Schrecken Bedingungen ins Paket geschnürt, die die Handlungsfähigkeit der Banken – zu Recht – einschränken.

Das jedoch passt den Finanzjongleuren nicht, und deshalb nehmen sie den Fonds nicht in Anspruch, versuchen ihn im Gegenteil durch das für sie vorteilhaftere Modell der »Bad Bank« zu ersetzen. Und dass dabei nicht nur einige unverbesserliche Zocker mitspielen, sondern auch vom Finanzminister als seriös angepriesene Banker, zeigt der Ausstieg des Chefs des Banken-Rettungsfonds SoFFin, Günther Merl, und eines seiner Stellvertreter, Karl-Heinz Bertele. Jene also, die eigentlich den Stall ausmisten sollten, fühlten sich in sauberen Verhältnissen offenbar so unwohl, dass sie vor der Aufgabe flüchteten. Entweder können sie nicht, oder sie wollen nicht. Wenn man eine Sucht bekämpft, zeigen sich schnell Entzugserscheinungen bei den Betroffenen; es wächst der Drang, der Sucht wieder nachzugeben. Die Bad Banker sind schon wider auf dem Trip.

Noch sträubt sich die die Politik – vor allem mit Blick auf den ohnehin schon empörten Wähler – gegen das »Weiter so«; sie hat allerdings in der Sache auch noch nichts unternommen, das die Fortsetzung der alten Methoden definitiv ausschließt. Deshalb ist höchste Wachsamkeit geboten, denn schon gehen Argumente um, die auf ein Einknicken vor der Banken-Lobby hinauslaufen. Längst sind Politiker unterwegs, die der »Bad Bank« gern ein »Bad Government« an die Seite stellen würden – aus Unfähigkeit, Hörigkeit gegenüber der Finanzwelt oder wegen Schlimmerem.

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