Die allumfassende Ehrlichkeit des Handels

Kaum hat uns die EU-Kommission im sicheren Gespür dafür, was wirklich wichtig ist, vom Terror immer gleicher Verpackungsgrößen für diverse Waren befreit und Produzenten wie Handel die ersehnte Freiheit unregulierten Verpackens gewährt, melden sich schon die Bedenkenträger, die argwöhnen, dies könne zu Missbraucheinladen. Man könne die Packungen vergrößeren, hieß es etwa, um mehr Inhalt vorzutäuschen und dafür einen höheren Preis verlangen. Oder man behalte den Preis bei, verkleinere aber unmerklich Packung wie Inhalt.

Natürlich gehen alle diese Verdächtigungen an der Wirklichkeit weit vorbei, wissen wir doch, dass insbesondere der Handel gewissermaßen ein Hort der Ehrlichkeit, geradezu ein Vorkämpfer von Moral und Tugend auf dem Feld des Warfenaustausches ist. Das beweist er immer mal wieder in den Gerichtssälen unseres Landes, wenn seine Bediensteten solch hoher Moralansprüche nicht gerecht werden und er sie dafür unbarmherzig abstrafen lässt.

Gerade solche Prinzipienfestigkeit ist schließlich Gewähr dafür, dass auch künftig niemand befürchten muss, im Supermarkt betrogen zu werden – und das nicht etwa, weil Mogelpackungen schon lange strafbar sind (eigentlich eine angesichts der ethisch und moralisch über alle Zweifel erhabenen Handelsleute völlig überflüssige Vorsichtsmaßnahme), sondern wegen der angeborenen Anständigkeit der Beteiligten.

Oder glaubt jemand, dass ein Kaiser’s-Manager, der eine Kassiererin nach über 30-jähriger unbeanstandeter Tätigkeit wegen eines angeblich von ihr unterschlagenen Pfandbons über 1,30 Euro entlässt, auf den Gedanken käme, in eine kleinere Zuckertüte auch nur ein Körnchen weniger zu schütten, wenn der Preis gleich bleibt? Eher hackte er sich die Hand ab. Oder dass ein anderer Handelsketten-Boss, der zwei Bäcker deshalb nicht mehr für sich arbeiten lassen will, weil sie ein paar Gramm Schafskäsepaste, die von Kunden wegen ihres Geschmacks beanstandet wurde, gekostet (und damit dem Verkauf entzogen) hatte, in eine größere Dose mit höherem Preis die gleiche Menge der Käsekrem mit ihrem gewöhnungsbedürftigen Geschmack füllen würde? Nie und nimmer, sondern auf jeden Fall mehr!

Wir müssen uns also über Mogelei im Handel künftig weniger Sorgen machen denn je. Eher zeigte sich ein Handelsmann selbst an und forderte vom Gericht die strengste Bestrafung, käme es doch einmal vor. Er würde lieber den eigenen Laden schließen, als das Vertrauen der Kunden aufs Spiel zu setzen. Denn die hohen ethischen und moralischen Maßstäbe, die man an jede einzelne Kassiererin und jeden einzelnen Bäcker anlegt, gelten natürlich zuallererst in den Führungsetagen. Da handelt der Handel völlig anders als die Banken!

2 Replies to “Die allumfassende Ehrlichkeit des Handels”

  1. Jawohl, so ist es. Endlich sagt einer mal die Wahrheit. Vielleicht wird dieses ganze kritische und linke Gesindel jetzt endlich einmal merken, wie gut es uns doch im betrügerischen Kapitalismus geht!

  2. Das sehe ich alles genau so ;-). Also beim Kauf nie den Einzel- sondern den Kilopreis suchen, das schaffe ich noch. Was mich aber zusätzlich (schon länger) ärgert: dass man immer größere Taschen braucht, um kleine Mengen zu transportieren! Verpackung ein Drittel größer als sie sein müsste!! Ich nehme mir vor, so weit möglich gleich das kleine innere Tütchen aus der großen Verpackung zu nehmen und den Supermärkten einen Wust an leeren Verpackungen auf dem Packtisch liegen zu lassen… 🙁

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