Karl-Theodor zu Guttenberg bekommt der Afghanistan-Krieg wie eine Badekur

Ist es Dummheit oder hat es schon Methode, dass die deutschen Medien den jüngsten Besuch von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in Afghanistan vor allem als PR-Aktion in eigener Sache beschreiben und damit einen Schleier über sein eigentliches Anliegen werfen – an der Heimatfront den Krieg als etwas Erhabenes, Gutes, sogar Schönes zu verkaufen. Wie einen Urlaubstag im Safaricamp beschreibt – zum Beispiel – die »Berliner Zeitung« die Mittagsmahlzeit der Ministergattin inmitten »ihrer« Soldaten und schließt die Schilderung mit einer Bagatellisierung ab: »Es ist Teil einer in dieser Form in Deutschland noch nie dagewesenen Kampagne eines Politikers zur Pflege der Marke seiner Familie, der Marke Guttenberg.«

Zwar entgeht dem Berichterstatter nicht, dass zu Guttenberg wie keiner seiner Vorgänger daran arbeitet, »den unpopulären, zunehmend blutigen und nicht enden wollenden Krieg in Afghanistan in die Mitte des gesellschaftlichen Bewusstseins in Deutschland zu rücken«, schließlich »den Krieg zu einem Teil unserer Alltagswahrnehmung (zu) machen«, aber das bleibt für ihn dann letztlich doch nebensächlich. Fasziniert aber zeigt er sich wie die meisten seiner Journalistenkollegen vom »Glamourfaktor«, von »PR und Pathos«, von »der Schönen und dem Krieg«, also von der durch zu Guttenberg betriebenen Ästhetisierung des Krieges und des Sterbens im Krieg – mit dem Ziel, bei der Bevölkerung dafür letztlich mehr Akzeptanz zu gewinnen.

Auch Medienberater Michael Spreng verkennt im Interview mit der genannten Zeitung gründlich, was den Verteidigungsminister umtreibt, wenn er zur Talkshow am Hindukusch erklärt: »Es gibt in Deutschland genügend traumatisierte Afghanistan-Kriegsteilnehmer, die den Schrecken des Kriegs erlebt haben. Dafür muss man nicht nach Afghanistan reisen.« Denn gerade darum, die Schrecken des Krieges deutlich zu machen, geht es zu Guttenberg beileibe nicht, sondern soll er, im Gegenteil, als eine ehrenwerte Sache dargestellt werden, aus dem man – wie auch immer – nur als Held zurückkommen kann. Damit ist er übrigens ganz bei einem anderen Adligen, vermutlich sein großes Vorbild, dem kaiserlichen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, dem der Krieg bekanntlich »wie eine Badekur« bekam.

Der alerte Karl-Theodor zu Guttenberg verkauft eben nicht nur sich selbst – das natürlich auch, aber vor allem will er seinen Landsleuten den Krieg verkaufen – diesen in Afghanistan und weitere weltweit, überall dort, wo es gilt, deutsche Interessen zu verteidigen. Nicht umsonst hat er gefordert, »offen und ohne Verklemmung« über wirtschaftliche Interessen in der Sicherheitspolitik zu diskutieren. Dazu funktioniert er derzeit die Bundeswehr endgültig zu einer Interventionsarmee um, und dazu unterlässt er nichts, Krieg auch für Deutsche wieder salonfähig zu machen – nicht nur, wie bisher, als die Ausnahme, wie auf dem Balkan oder in Afghanistan, sondern als Normalität, als Regel. Er ist angetreten, den einstigen Schwur, von deutschem Boden solle nie wieder Krieg ausgehen, ein für allemal zu den Akten zu legen. Das ist es, was ihn gefährlich macht – und nicht der Glamourglanz, den er um seine Auftritte verbreitet.

4 Replies to “Karl-Theodor zu Guttenberg bekommt der Afghanistan-Krieg wie eine Badekur”

  1. Ein treffender Kommentar.
    Bin gespannt, was das ND zur Guttenberg-PR-Heimatfront-Reise mitzuteilen hat.
    Übrigens:
    in der kürzlich stattgehabten Bundestagsdiskussion zum Thema Afghanistan lieferte der Stellv. Fraktionsvorsitzende der LINKEN, Jan van Aken, quasi aus dem Stegreif einen ausgezeichneten „Konter-Beitrag“, den man in Gänze unter DIE LINKE im Bundestag nachlesen kann. Alle Achtung!
    R. Werner Richard

  2. Guter Beitrag. Schadet wohl nicht, sich mit der Thematik genauer auseinander zusetzen. Werde sicher auch die weiteren Posts im Auge behalten.

  3. Wie in der „guten alten Zeit“: der Adel läßt sich ungeniert feiern und das Volk darf frohgemut Krieg spielen. Postdemokratie eben, oder wie lange bleiben die Fassaden der Demokratie noch bestehen? Aber irgendwann gibt`s dann wieder „spätrömische Adelsdekadenz“, und der Reigen geht von vorne los.

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