Mit Griechenland hat die große europäische Umverteilung erst begonnen

(pri) Griechenlands sich sozialistisch nennende Regierung hat im Parlament das nächste EU-Spardiktat durchgesetzt und damit einen weiteren Schritt im großen europäischen Umverteilungs-Monopoly getan. In der einstigen Dritten Welt, aus der bislang Höchstprofite herauszuholen waren, sinkt sukzessive die Rendite. Vor allem in den Schwellenländern wächst die einheimische Konkurrenz um den Kuchen. Da erinnert sich die unersättliche Finanzbranche, dass hierzulande noch zuviel Geld beim kleinen Mann ist, der doch auch von Wirtschaftswunder und Nach-Wende-Konjunktur profitierte, und leitet ein gigantisches Manöver ein, um an dieses Geld zu kommen – beginnend beim derzeit schwächsten Glied in der Euro-Kette. Nach Griechenland wird man sich dem nächsten Opfer zuwenden. Die Schuldenkrise, von den Banken und ihren global agierenden Hilfstruppen von IWF bis Rating-Agenturen bewusst herbeigeführt, ermöglicht ihnen den Zugriff auf das Volksvermögen der EU-Länder – und zwar ohne Ausnahme.

Griechenland ging es – etwas vereinfacht – wie dir und mir. So wie wir täglich von den Banken und allerlei Unternehmen dazu animiert werden sollen, Schulden zu machen – durch aggressive Werbung für diverse Kredite, durch Teilzahlungsangebote für beinahe jedes Produkt bis hin zu Reisen, für die man noch zahlt, wenn man sie längst vergessen hat. Der Preis dafür, der Zins, wird im Kleingedruckten versteckt, bagatellisiert, vom Tisch geredet. Wer darauf hereinfällt, hat bald ein böses Erwachen – und kann doch nichts mehr ändern. Allzu fest sind die Daumenschrauben angezogen, ausweglos die verträge gestaltet. Die Schuld steht und reißt ein tiefes Loch in deinen Finanzetat – zu deinem alleinigen Schaden und zum ausschließlichen Nutzen der Bank

Die Griechen, als eines der ökonomisch schwächsten Länder zur EU gestoßen (worden), sahen sich sofort der geballten Werbestrategie der führenden europäischen Geldhäuser ausgesetzt. Und ihre Politiker, nicht schlechter, aber auch nicht besser als die unsrigen, bedienten flugs die eigene Klientel mit lukrativen Aufträgen auf Pump und das Volk mit allerlei prachtvollen Wohltaten, die dieses natürlich gern entgegennahm – in der eitlen Hoffnung, die Regierung habe die Sache schon durchgerechnet. Doch so wie es im Privatleben aufgrund verschiedener »Sachzwänge« daran mangelt, ist dies auch nicht der Impetus der Politik, eher im Gegenteil, denn es ist nicht das eigene Geld, über das sie großzügig verfügt.

Das Resultat ist jetzt sichtbar, und das Problem liegt bei Förderern und zeitweiligen Nutznießern solchen Wirtschaftens, nicht bei den Verursachern, die sich im Hintergrund die Hände reiben. Es ist wie beim Häuslebauer, der sich – oft vollmundiger Versprechen wegen – übernimmt und am Ende erleben muss, dass nicht nur das Haus weg ist, sondern auch all seine Ersparnisse, die er selbst in das Unternehmen steckte. Haus wie sein Geld haben die Bank, die unerbittlich auf Vertragstreue besteht, darauf, dass der Schuldner nicht nur den Gürtel enger schnallt, sondern gegebenenfalls auch noch sein Tafelsilber veräußert. Wie die EU-Finanzkommissare als Vollzugsgehilfen europäischen Finanzkapitals unerbittlich immer neue Sparprogramme von Griechenland verlangen, um noch den letzten Cent aus seinen Bürgern herauszupressen, noch den letzten Sachwert in privates Eigentum zu überführen.

Das griechische Volk hat darüber nicht mitzubestimmen, und die Volksvertreter bekommen schon längst ihre Befehle aus der EU-Zentrale. Selbst der Opposition wird vorgeschrieben, wie sie abzustimmen hat. Ganz nebenbei wird das letzte demokratische Mäntelchen abgeworfen. Für das Finanzkapital ist Demokratie nur ein Störfaktor; die EU-Gremien sind dazu geschaffen worden, ihn auszuschalten. Und eine Druckkulisse aufzubauen – durch Panikmache mit einem drohenden Zusammenbruch der Euro. Da wird das kleine Griechenland plötzlich zum Riesenpopanz. Tatsächlich aber kann die Verschuldung des Landes nur dann zum Problem werden, wenn man alle Forderungen der Banken und ihrer privaten Anleger erfüllt; einschließlich der nach Bedienung der von dubiosen Rating-Agenturen hochgetriebenen Wucherzinsen.

Griechenland ist mit Sicherheit nur der Anfang. Portugal, Irland, Spanien, Italien werden folgen, dann weitere, von denen jetzt noch niemand spricht. Denn hoch verschuldet sind sie alle – und damit anfällig für das Umverteilungs-Monopoly des Finanzkapitals. Irgendwann sollen die Schulden der Staaten wieder zu barem Geld oder wenigstens zu Sachwerten gemacht werden. Die Gelegenheit dazu scheint derzeit günstig – in einer Welt ohne realistische politische Alternative.

One Reply to “Mit Griechenland hat die große europäische Umverteilung erst begonnen”

  1. „Postdemokratie live“ sozusagen! – Auch wenn es in diesen dürftigen Zeiten keine realistische politische Alternative geben sollte, lassen die ökonomischen Detailanalysen des Insiders Joachim Jahnke meines Erachtens etwas hoffen:

    http://www.jjahnke.net/index.html

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