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G 7 – Anmaßung und Auslaufmodell

(pri) Wenigstens ein Ergebnis hatte das Elmauer Folklore-Treffen in den bayerischen Bergen; es hat sich klar und unmissverständlich selbst definiert. Man weiß jetzt: Es ist ein Auslaufmodell, dem anzugehören man nicht unbedingt anstreben muss. Vor allem Angela Merkel war es, die darauf bestand, G 7 als einen exklusiven Klub zu betrachten, als eine »Wertegemeinschaft«, von westlichem Gedankengut geprägt und verschlossen für alle, die mit anderen politischen Konzepten daherkommen. Ein Klub also, der darüber nachsinnt und daran arbeitet, die Welt nach seinem Gusto zu gestalten [1] – und dazu alle Mittel einzusetzen, politische, wirtschaftliche, kulturelle und nicht zuletzt militärische.

Da wird die »Wertegemeinschaft« flugs zur »Verantwortungsgemeinschaft« [2], und es geht nicht mehr nur darum, Ideen zu entwickeln und zu verbreiten, sondern sie auch durchzusetzen. Die USA als der Haupt-Verantwortungsträger tun das seit Jahrzehnten, und je geringer der Erfolg ist, mit umso größerer Verbissenheit – und ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auch auf die anderen Mitglieder der »Wertegemeinschaft«, die schon vom präsidialen Vorgänger Obamas zur »Koalition der Willigen« degradiert und in allerlei Kriege hineingezogen worden waren. Für Barack Obama war der kleine Gipfel zwischen den Alpen-Riesen eine Gelegenheit, die auseinanderstrebende westliche Welt wieder einzuschwören; das gelang nur um den Preis, alle Konflikte tunlichst auszuklammern, und die Kanzlerin, gerade noch vom großen Bruder bespitzelt, tat ihm den Gefallen.

Jeder, der diese Idylle zu stören drohte, wurde ferngehalten, insbesondere natürlich Russlands Putin, den man sich in dieser Runde tatsächlich kaum noch vorstellen kann. Ganz folgerichtig wurde gefordert, ihn für immer auszuschließen [3]. Man will unter sich bleiben, jeden echten Widerspruch ausschließen, anderes Denken als das in den Kategorien des alten Westens von vornherein ausschließen. Huldvoll empfängt man einige Potentaten [4] aus jenen Teilen der Welt, denen man die eigenen Werte wir einst Glasperlen anzudienen gedenkt, für die man »Verantwortung« übernehmen müsse, weil sie offensichtlich allein zur vom Westen gewünschten Politik nicht in der Lage seien. Es ist im Grunde das alte Konzept von Zuckerbrot und Peitsche und erinnert auch an die Art und Weise, wie ein anderer exklusiver Klub, die FIFA, organisiert wurde.

Wie kaum einmal zuvor, wurde G 7 des Jahres 2015 in der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Über Sinnhaftigkeit, Kosten und Teilnehmer dieses Treffens ist mehr diskutiert worden als über seine dürftigen Resultate. Dieses Defizit an Substanz können die grotesken Bilder politischer Fremdkörper inmitten schneebedeckter Gipfel, saftiger Almwiesen und verordneter Biergarten-Fröhlichkeit nicht überdecken.