Als Wladimir Putin bei seinem letzten Deutschland-Besuch im Oktober in Dresden auf die Ermordung der kritischen Journalistin Anna Politkowskaja angesprochen wurde, fielen ihm unter anderem folgende Sätze ein: »Ihr politischer Einfluss im Lande war aber nicht sehr groß. Sie war eher bekannt in Menschenrechtskreisen und westlichen Massenmedien.« Nach dem mysteriösen Tod des russischen Ex-Geheimdienstlers Alexander Litwinenko vor vier Wochen in London erklärte Sergej Iwanow, Verteidigungsminister Russlands, Liwinenko habe über keine wichtigen Informationen verfügt und urteilte: »Für uns war Litwinenko ein Nichts.«
Als nun dieser Tage die Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli ans Licht brachte, dass sie wegen ihrer hartnäckigen Kritik am bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber von dessen Büroleiter offensichtlich über ihr Privatleben ausgeforscht werden sollte, entgegnete ihr Stoiber im CSU-Vorstand: »So wichtig sind Sie nicht.«
Nun muss Frau Pauli freilich nicht gleich um ihr Leben fürchten, nur weil die Mächtigen in Moskau und München über Kritiker an ihrem System die gleiche Sprache führen, aber neben dem physischen gibt es bekanntlich auch noch einen politischen Mord. Und mit dessen Opfern ist der Weg Edmund Stoibers mindestens so dick gesät wie der Putins mit tatsächlichen Toten.