CSU-Chef Edmund Stoiber geht. Wer beerbt ihn?

Schaulaufen auf dem Boulevard

Beim Rennen zwischen Erwin Huber, Horst Seehofer und Gabriele Pauli um den CSU-Vorsitz geht es kaum um inhaltliche Unterschiede

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Schwund im Bund

Das waren noch Zeiten, als Franz Josef Strauß in München auf den Tisch schlug und von Kreuth aus Helmut Kohl das Fürchten lehrte. 1961 war der barocke Bayer CSU-Vorsitzender geworden und seither bestrebt, die süddeutsche Unionsschwester auf Augenhöhe mit der CDU zu bringen. Das gipfelte 1976 im legendären Kreuther Beschluss, der die Auflösung der CDU/CSU-Fraktionsgemeinschaft vorsah und nur durch Kohls Drohung verhindert wurde, seinerseits einen CDU-Landesverband in Bayern zu gründen. 1980 setzte Strauß – inzwischen auch Ministerpräsident – die eigene, allerdings verlorene Kanzlerkandidatur durch. Danach beschränkte er sich zwar aufs Donnergrollen aus der Ferne, machte aber weiterhin eigenständige Politik, unter anderem gegenüber der DDR, die den Bonnern immer wieder auf die Nerven ging.

Nach Strauß‘ Tod 1988, vor allem aber durch die deutsche Vereinigung verlor der demonstrative Gestaltungsanspruch der CSU für die gesamte Bundesrepublik an Wirkung. Neuer CSU-Chef wurde Theo Waigel, und Kohl nutzte die Gelegenheit, ihn umgehend in sein Kabinett einzubinden. Noch gravierender wirkte sich der Anschluss der Ex-DDR an die alte Bundesrepublik aus; hatte die CSU im Westen seit Strauß fast immer allein mehr als zehn Prozent der Stimmen bei Bundestagswahlen gewonnen, fiel sie nun auf sieben Prozent und weniger zurück; die Gründung des Ost-Ablegers Deutsche Soziale Union (DSU) in Ostdeutschland erwies sich als Fehlschlag.

Erst Edmund Stoiber, seit 1993 Ministerpräsident und seit 1999 auch CSU-Chef, versuchte erneut, die bayerische Karte als Joker ins bundesdeutsche Spiel zu bringen. Er trotzte Angela Merkel 2002 die Kanzlerkandidatur ab, verlor aber gegen Gerhard Schröder – eine Niederlage, von der sich auch seine Partei als bundespolitische Größe nicht erholte. Seither hat sich ihre Bedeutung, auch aufgrund der Weigerung Stoibers, in Berlin eine wichtige Rolle zu spielen, weiter minimiert, und nicht wenige Beobachter mutmaßen, dass der anstehende Führungswechsel diesen Prozess noch beschleunigen wird.

Siehe auch: Neues Deutschland vom 28.09.2007