Bobby Fischer – der unangepasste Sieger

Was waren das noch für Zeiten, als der Kalte Krieg am Schachbrett ausgetragen wurde. Und ein exzentrischer Amerikaner mit Hilfe einiger wenig sportlicher psychologischer Tricks den disziplinierten, allzu geradlinigen Russen schlagen und damit eine 34 Jahre währende sowjetische Herrschaft in der intelligentesten Sportart beendete – vielleicht frühes Menetekel für den Niedergang einer Supermacht, zumindest aber für die Überlegenheit von vagabundierender Freiheit über perfektes Ausrechnen nur begrenzt bekannter Möglichkeiten.

Aber gerade der unangepasste Prophet Bobby Fischer beschränkte sich nicht nur auf die eine Seite des großen Weltschauspiels; bald zeigte er der eigenen Staatsgewalt, dass er ein Andersdenkender sein wollte und wurde zum Verstoßenen, Verfolgten – ganz ähnlich wie zuvor die Dissidenten der Sowjetunion. Aber folgte seiner Exkommunikation nicht auch hier bald der Niedergang des Imperiums – gerade weil es sich im Kleinen wie im Großen so roh-herrschsüchtig gebärdet?

Im von den Weltstürmen weitgehend verschonten und daher wohl toleranteren Island ist Bobby Fischer jetzt gestorben. Was von ihm bleibt? Viele legendäre Schachpartien. Und: Zwei Supermächte konnten ihn nicht niederringen.

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