Possenspiel um Grenzopfer

Schuld ist natürlich Matthias Judt. Wer das ist? Natürlich ein ehemaliger DDR-Bürger, der noch (!) von 1983 bis 1987 an der Ostberliner Humboldt Universität Wirtschaftsgeschichte studierte. Man weiß ja, dass die Stasi sich aus solchen Studiengängen bevorzugt ihr Zuträger anwarb …Judt jedenfalls hatte den Schießbefehl für die DDR-Grenzer schon vor zehn oder noch mehr Jahren entdeckt. (Wieso eigentlich er? Woher hatte er sein Wissen?) Und gleich wieder versteckt. Infamerweise, wie uns der Sprecher der Birthler-Behörde wissen lässt, in einem Sammelband mit dem drögen Titel »DDR-Geschichte in Dokumenten«. Und in dem Buch hat er ihn noch einmal versteckt – auf Seite 469 unter dem Stichwort Fahnenflucht und nicht Schießbefehl. Zwar gehörte er dorthin, wie der Wortlaut eindeutig sagt, aber mit solchen Kleinigkeiten muss man sich als Wissenschaftler doch nicht abgeben. Und wer es in einer solchen Sache dennoch tut, ist der nicht verdächtig?

»Historiker« Hubertus Knabe wusste auch nichts vom schon so lange bekannten Schießbefehl. Daher fordert er nun die Einschaltung des Staatsanwaltes, zunächst gegen seine Autoren, die er auch nicht kennt. Das sollte man ihm nachsehen, schließlich hat er ständig mit allerlei Erklärungen zu tun, aber die Justiz hat total versagt. Führt Prozesse und legt das wichtigste Beweisstück nicht auf den Tisch, obwohl es schon zehn Jahre lang nachlesbar ist. Dass da keiner aktiv wurde – ist das nicht vielleicht auch ein Grund für dringliche Ermittlungen? Hubertus Knabe wird es gern bestätigen.

Wenn die Geschichte in der Sache nicht so ernst wäre, könnte man darüber lachen. Und die Clowns mit ihren hochroten Nasen, die in der Posse auftreten, sind dabei ausgerechnet jene, die für sich in Anspruch nehmen, immer nur und immer zuerst an die Opfer zu denken. In Wirklichkeit denken sie immer nur und zuerst an sich und ihre eitle Selbstdarstellung.