Ein Ferkel entlarvt die Heuchler der Meinungsfreiheit

Es wurde nicht mit Steinen geworfen und keine Demonstration angekündigt. Auch Morddrohungen hat niemand ausgestoßen, aber man hat doch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften angerufen, um einige bunte Karikaturen zu verbieten. Sie machten Weltreligionen verächtlich und seinen jugendgefährdend, befand – nein, nicht irgendwo ein Ayatollah oder hierzulande ein islamischer Verband, sondern – Ursula von der Leyens Familienministerium und forderte das Verbot des Kinderbuches »Wo bitte geht’s zu Gott, fragte das kleine Ferkel«, das sich solchen »Frevels« schuldig gemacht habe.

Dabei störte weniger der eifernde Mufti, der von einer Schar martialischer Gotteskrieger umgeben ist, und auch den Priester mit dem erhobenen Zeigefinger unterm Kruzifix führte das Ministerium nicht ins Feld. Es sah im Rabbiner mit Ringellöckchen und Thora-Rolle den eigentlichen Stein des Anstoßes – wohl wissend um die Wirkung des Totschlags-Vorwurfs Antisemitismus. Die Bundesprüfstelle jedoch prüfte sachlich und folgte dem Antrag nicht, weil sie keine jugendgefährdende Tendenz in dem Kinderbuch erkennen konnte. Auch die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg, die von der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart angerufen worden war, um wegen »Volksverhetzung« zu ermitteln, sah keine strafbaren Handlungen.

Man könnte über den Vorgang achselzuckend hinweggehen, gäbe es nicht derzeit zugleich bei Politik und Medien eine geradezu hysterische Debatte über den Schutz von Meinungsfreiheit, die auch für Religionskritik – und komme sie noch so holzschnittartig und verletzend daher – gelten müsse. Dem ist prinzipiell durchaus zuzustimmen, doch muss solch ein Recht für alle und gegenüber allen gelten. Da jedoch scheiden sich die Geister und entlarven ihre Beschwörung der Meinungsfreiheit als pure Heuchelei. So kommentierte der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl die Entscheidung der Prüfstelle: »Absichtliches Missverstehen, Verkürzen und Verhöhnen religiöser Bekenntnisse ist eine Schande für eine aufgeklärte pluralistische Gesellschaft. Kinderbücher dieses Inhalts haben bildungsfeindliche Wirkung. Von ihnen ist dringend abzuraten.« Als es um die Mohammed-Karikaturen ging, hörte man von ihm Vergleichbares nicht.

5 Replies to “Ein Ferkel entlarvt die Heuchler der Meinungsfreiheit”

  1. Der europäische christliche Fundamentalismus schlägt mal wieder zu, ja so sieht die Religions-und Meinungsfreiheit im Europa des 2008 aus!!!!

    Vielleicht müsste man sich mal die Seite des Autoren anschauen, ansatt alles zu verteufeln!!

    http://www.schmidt-salomon.de/homepage.htm

    Weiter sollte sich die sogennanten morlischen OrdnungshüterInnne mal sich die diversen christlichen Sekten genauer unter die Lupe nehmen, wie z.B. Opus Dei, aber ach ja ich vergass, die sind ja so Màchtig, da würde man sich wohl die Finger verbrennen und das obwohl die in ihren Schulen den Mädels so schimme Dinge einimpfen, dass Abtreibung Mord sei und Sex vor der Ehe das schlimmste, aber dann verschweigen, dass täglich hunderte Mensche krepieren, nur weil die meinen, das Christentum sei ihre Rettung! Ja, diese Leute verschweigen, dass dank Papst, Opus Dei und Co. mit ihrer verdammten Kondom-Zölibat-Heuchelei, gerade in Afrika hundertausende an AIDS gestorben sind, nur weil die dem Papst mehr glauben, anstatt der Ärtzen die ihnen ein Kondom empfehlen!

  2. Im Alter eines Kindes, für das dieses Buch bestimmt ist, hat man meiner Ansicht nach weder schon die Kompetenz, noch das Verständnis, noch die Erfahrung, noch das Wissen darüber, Religionskritik in dieser Form richtig zu verstehen. Insofern verwirrt es nur. Als Kind sucht man Geborgenheit und etwas, das einen an die Hand nimmt – sonst kommt es erst gar nicht zu einem Meinungsbildungsprozess über Religionen.
    Übrigens sollte man sich bei einem Meinungsbildungsprozess bestimmte Glaubensrichtungen auch immer von ihren jeweiligen Vertretern präsentieren lassen, also von den jeweiligen Glaubensgemeinschaften, und nicht von einem Buch, dass die angesprochenen Glaubensrichtungen schon von vorne herein verurteilt.
    Ob das Buch indiziert ist/war/sein sollte ist mir aber trotzdem wurst, darüber möchte ich mir kein Urteil bilden, weil ich Kinderbücher nicht lese und deshalb nicht weiß was im Details drinsteht. Aber wenn Eltern ihren Kindern dieses Buch kaufen, dann wird sicher nicht das Buch alleine für die Meinungsbildung bei diesen Kindern verantwortlich sein.

    @willi: Warum beschwerst du dich über das Zöllibat? Das Zöllibat wird von Pfarrern und Geistlichen der katholischen Kirche freiwillig eingegangen, selbst wenn es theologisch wirklich fraglich ist.
    Wenn die AIDS-Kranken in Afrika Kondome nutzen, verhungern sie dafür mit 80, weil sie keine Kinder haben, die sie im Alter versorgen können; (um etwas zu übertreiben). Das soll heissen: Wenn du glaubst es sei damit getan, wenn man über Afrika Kondome verteilt und die katholische Kirche ihre Meinung ändert, dann hast du dich heftig geschnitten.

  3. @ plasmaoxyd

    Wer solche Bedenken gegen das Buch hat, muss es ja nicht kaufen und seinem Kind zu lesen geben. Wer die Bedenken aber nicht hat, soll es kaufen können. Auch das gehört zur Meinungsfreiheit – und nicht nur Mohammed-Karikaturen.

  4. @oberblogsänger:
    … und der „Anti-Islam“-Film von Geert Wilders, möchte ich noch hinzufügen.

    Meinungsfreiheit ist eben doch die Freiheit, zu beleidigen.

  5. Salve
    Das eine ist was andere machen, das andere ist jedoch was die einen machen. Drum kann es dem Besten nicht egal sein, was sein Nachbar in seinem Gartent treibt während dem die Welt zu Grunde geht 😉

    Gruss
    Christian

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