Grünes Gewölbe oder Blaue Flamme?

Der 6. Sachsen Pow Wow 2009 versammelte Vertreter der Tourismusbranche in Dresden und umliegenden Regionen / Die Veranstalter bemühen sich in Zeiten der Weltwirtschaftskrise um die weitere Profilierung eines regionalen Events mit internationalem Flair

Wer nicht zu den touristischen Insidern zählt, wird wohl mit dem Begriff »PoW WoW« nicht viel anfangen können. Das Wort kommt aus dem Indianischen und bedeutet soviel wie zusammen sein, sich unterhalten. Kreativ palavern wäre auch nicht falsch. »In der Tourismusbranche«, so Hans-Peter Gaul vom traditionsreichen Club der Tourismusjournalisten Berlin/Brandenburg (CTOUR), »versteht man darunter das Miteinander von Machern, Anbietern und Einkäufern, begleitet von der Tourismuspresse«. In den USA, insbesondere in der Region New York, sei der PoW Wow schon lange eine feste touristische Größe, ist von Karl S. Gutknecht, einem amerikanischen Reiseveranstalter, zu erfahren.
In Deutschland machte Berlin vor nunmehr einem Jahrzehnt den Anfang. Vor drei Jahren sind beispielsweise über 500 Fachbesucher, darunter 211 ausländische Vertreter aus 31 Nationen, zum Workshop für Business und Leisure Travel an die Spree gekommen, erinnert sich der für den »Busplaner International« tätige Freie Journalist Manfred Weghenkel. Dieses Event stand damit in einer spezifischen Korrespondenz zur ITB, der größten Tourismusmesse der Welt. Die in diesem März rund 11.100 Aussteller aus 180 Ländern sowie insgesamt etwa 180.000 Besucher in die Messehallen rund um den Funkturm zog und damit ihren Ruf als Weltleitmesse der Tourismusbranche weiter festigte.

In das PoW Wow-Programm klinkte sich später Dresden ein. Beide Städte integrierten das jeweilige »Umland« mit ausgewählten Orten und Regionen. Vor- und Nachprogramme wurden organisiert. So kamen Leipzig, Chemnitz, Zwickau oder Freiberg, die Sächsische Schweiz oder das Erzgebirge zu touristischen Ehren.

Blick durchs „Fotofenster“ auf  Elbflorenz bei strahlendem Sonnenschein
Blick durchs „Fotofenster“ auf Elbflorenz bei strahlendem Sonnenschein

Aus Gründen, die hier im Einzelnen nicht thematisiert werden können, verließ, ganz im Gegensatz zu vorherigen anderslautenden Absichts-erklärungen, zwischenzeitlich Berlin den PoW Wow. Die Stadt Dresden dagegen taufte ihr Angebot in Sachsen PoW WoW um, dessen 6. Folge nunmehr knapp 80 Aussteller mit rund 150 Fachbesuchern versammelte.

Fürstin Lubomirska


Schwer zu sagen, was für den Reporter die wirklich prägende Erinnerung an das von der destination mar­keting gmbh (d.p.l.) organisierte mehrtägige Tourismus-Event ist. Es könnte auf den Marketing-Mann von »Dresden 1900« hinaus laufen. Auf Sven Bieligk traf ich bei der Fachmesse im MARITIM ICC. Wo der Dynamo-Fan ver­mittelte, dass sich ein Besuch des unmittelbar neben der Frauenkirche gelegenen Museumsgastronomie-Komplexes mit seinen diversen Erlebnisbereichen zwi­schen Gründerzeit und Jugendstil »auf alle Fälle lohnt«. Dass er mit seiner Offerte in Schwarze getroffen hat, davon konnte man sich beim Abschlussbrunch über­zeugen: Grundriss, Atmosphäre, Kulinarie, Fahrausweis und Bedienung animie­ren zur Weiter­empfehlung.

Im Zentrum der Museumsgastronomie: Hinter Fürstin Lubomirska von Te­schen (l.) und Cathleen Moosche haben sich Sven Bieligk, der Reporter, „Dresden 1900“-Geschäftsführer Ricco Geithner, Presseprecher Stephan Trutschler und CTOUR-Mitglied Dietmar Jammer postiert (v.l.)
Im Zentrum der Museumsgastronomie: Hinter Fürstin Lubomirska von Te­schen (l.) und Cathleen Moosche haben sich Sven Bieligk, der Reporter, „Dresden 1900“-Geschäftsführer Ricco Geithner, Presseprecher Stephan Trutschler und CTOUR-Mitglied Dietmar Jammer postiert (v.l.)

Oder sollte als Erinnerung eher die trefflich kostümierte und nicht we­niger selbstbewusste Fürstin Lubomirska von Teschen in Frage kommen? Mit der es sich beim Get together Abend im Hotel MARITIM so anregend plau­dern ließ. Und die Tags darauf bei heller Sonne und kaltem Wind als wortgewandte und in der Historie exzellent beschlagene Stadt­führerin Renata Linnè im Ge­schwindschritt eine Gruppe von knapp 40 Teilneh­mern durchs Zentrum der Elb­metropole lotste. Im Programm auch der Besuch des Historischen Grünen Gewöl­bes mit seinen unschätzbaren Schätzen an Gold, Sil­ber, Edelstein und Marmor. Zu dem der Einlass nur mit einer licht-und wärme­empfindlichen Eintrittskarte und nur innerhalb eines Zeitfenster möglich war.

Silberstadt Freiberg
Die Sammlung „terra mineralia“ hat viele Kostbarkeiten zu bieten
Die Sammlung „terra mineralia“ hat viele Kostbarkeiten zu bieten

Natürlich ist auch an Monika Kutzsche von der Stadtmarketing Freiberg zu denken, wenn es um bleibende Eindrücke geht. Die Besuchern das Wesen einer Silberstadt nahe brachte. Das man nicht verstehen kann, ohne dem sanierten Schloss Freudenstein eine Visite abgestattet zu haben. Dort präsentiert sich die exorbitanten »terra mineralia«, bei der 5000 Exponate der Pohl-Ströher-Mineralien-Stiftung gleichsam eine Spur der Steine durch fünf Kontinente ziehen.

Domführungschef Manfred Hübner bei seiner c-Dur-Offerte
Domführungschef Manfred Hübner bei seiner c-Dur-Offerte

Eine Show der Superlative, die bis dato weit mehr als 120 000 Besucher anzog. Die 42000 Einwohner-Stadt ist aber auch nicht zu verstehen ohne einen Dom-Besuch. Bei der die Dorische Dokata in d-Moll von Bach erklingt und Dom­führungschef Manfred Hübner Kirchengeschichte in c-Dur vermittelt.
Schon gar nicht ist Freiberg zu verstehen ohne einen Aufenthalt im Besucherbergwerk »Rei­che Zeche«. Wo zuerst der Akku-ICE 03109913 mit seinen fünf Waggons und einer Spitzengeschwindigkeit von 15 km/h für Furore sorgt.

Rundgang im Besucherbergwerk „Reiche Zeche“, rund 160 Meter unterhalb von Freiberg
Rundgang im Besucherbergwerk „Reiche Zeche“, rund 160 Meter unterhalb von Freiberg

 Und die Gruppe dann bei einem mehrgängigen Bergmannschmaus im Silberstollen 160 Meter un­ter Tage von einem Grazien-Quartett aus dem Hotel Kreller auch einen 60prozentigen Schnaps serviert bekommt. Den ein gelernter DDRler schon am Leuchten der Blauen Flamme ohne Verzug als »Kumpeltod« definieren kann.

Elbresidenz Bad Schandau

Könnte die »prägende Erinnerung« aber nicht auch Werner Kirschner sein? Der Ge­schäftsführer des 5-Sterne-Hauses Elbresidenz Bad Schandau, (eines der insge­samt 30 Gastgeberhotels), ist als risikofreudiger Touristiker auch überregional be­kannt. Er hat als Initiator, Organisationstalent und Hauptinvestor nach 16monatiger Bauzeit Ende August 2007 im Herzen der Sächsischen Schweiz ein Haus eröffnet, das gut und gerne als bis dato einmalig in der Region bezeichnet werden kann. »Wer etwas für sich selber tun will, bevor er krank wird, der komme zu uns«, ist seine Kurzfassung eines Viva Vital&Medical SPA-Konzep­tes. Fast 74 000 Übernachtungen im ersten Jahr zeigen, dass sich die Elbresidenz auf gutem Wege befindet. Welch selbiges man auch vom Sachsen Pow Wow hoffen sollte, in dessen Fördervereins-Vorstand Werner Kirschner ebenfalls aktiv ist.

Das 5-Sterne-Hotel Elbresidenz Bad Schandau im Herzen der Sächsischen Schweiz/Fotos: Archiv/JBHB
Das 5-Sterne-Hotel Elbresidenz Bad Schandau im Herzen der Sächsischen Schweiz/Fotos: Archiv/JBHB

Dieser Wunsch wurde gleichermaßen bei der von Stephan Trutschler (Pressesprecher d.p.l.) geleiteten Pressekonferenz deutlich. Bei der er mit Hans-Jür­gen Goller (Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen), Tino Richter (Touris­musverband Sächsische Schweiz), Dr. Holm Große (Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien), Rudolf Vollnhals (August Horch Museum Zwi­ckau), Elena Krause (Leipzig Tourismus und Marketing), Katrin Franke (Touris­musverband Sächsisches Elbland) sowie neben Werner Kirschner auch d.p.l.-Ge­schäftsführerin Cathleen Moosche bekannt machte. Und damit das fast komplette Pow Wow-Angebot, inklusive Pre-Convention Tour Leipzig und Post Convention Tour »100 Jahre Audi« Zwickau, in persona.

Kontakte mit Zukunft?

Cathleen Moschee informierte also über die 78 Aussteller und 150 Fach­besucher aus dem In-und Ausland, die an der Kontaktmesse im MARITIM ICC beteiligt sind. Zur Sprache kommt auch die leidige Situation, in der sich der Tourismus in Dresden und im Land Sachsen gegenwärtig befinden soll oder eben tatsächlich be­findet. Dabei wurden durchaus unterschiedliche Bewertungen zu Gründen und Hintergründen von Sinn (oder auch Unsinn?) kontrovers kommentierter administ­rativer Ent­scheidungen hörbar.
Ein komplizierter Prozess, der hoffentlich in eine gute Richtung führt. Zumal das Ende der große Krise mit ihren nach unten, also auch auf den regionalen Tourismus, durchschlagenden negativen Auswirkungen noch lange nicht absehbar ist. Dass Veranstaltungen wie die hier beschriebene, einerseits gefährdet sind, gleichzeitig aber auch eine stabilisierende Rolle spielen können, ist wohl unbestritten…

Ru­dolf Hempel
Weitere Informationen:
+ d.p.l. destination marketing gmbh, Münzgasse 10, 01067 Dresden, Tel. 0351/8212640, Fax: 0351/82126444; e-mail: info@dresden-powwow.de www.dresden-powwow. de
+ Museumsgastronomie „Dresden 1900″, An der Frauenkirche 20, 01067 Dres­den, Tel.: 0351/48205858; Fax: 48205856; www.dresden1900.de
+ Gästeführer Renata Linnè, Tel./Fax: 0351/4952768; Renata.Linnè@freenet.de www.dresden-drezna.info
+ Stadtmarketing Freiberg, Schlossplatz 6, 09599 Freiberg, Tel. 03731/41951-60; Fax: 03731/41951-65; e-mail: m.kutzsche@freiberg-service.de; www.freiberg-ser­vice.de
+ Elbresidenz Bad Schandau, Markt 1-11, 01814 Bad Schandau, Tel.: 03522/919900, Fax: 035022/919-910, e-mail: kirschner@elbresidenz-bad-schan­dau.de; www.elbresidenz-bad-schandau.de

2 Replies to “Grünes Gewölbe oder Blaue Flamme?”

  1. Hallo Herr Hempel,

    vielen Dank für den“Link“ Das macht uns ja selbst als Touristiker neugierig auf die Region . Toll geschrieben!!!!.

    Herzliche Grüße und schöne Ostern

    Monika Kutzsche

  2. Vielen Dank an den Verfasser dieses Beitrags!! endlich ist mir klar geworden, was PoW WoW sein soll, habe aktuell aber als Neueinsteiger beruflich mit der Tourismusbranche zu tun – und war schön völlig verzweifelt, weil ich zwar Dutzende von sog. Pow Wow Seiten fand, nirgends!! aber die Erklärung, was das eigentlich sein soll. Selbst auf der Website gleichen Namens wird keinerlei Erklärung geliefert, also nochmal danke!

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