In Thüringen wuchs zusammen, was zusammen gehört

(pri) Weil der Mensch am Ende doch gern ein Optimist sein möchte, hatten wir alle gehofft und, ja, geglaubt, dass in Thüringen schon alles gut gehen werde. Gewiss, die fünf regierungsgeilen FDP-Abgeordneten und wohl auch einige »schwer Konservative« (O-Ton Joachim Gauckl) aus der CDU-Fraktion würden vielleicht mit der AfD stimmen, um eine zweite Amtszeit des Linken Bodo Ramelow als Ministerpräsident zu verhindern, aber die Mehrheit besinne sich schon auf die demokratischen Werte, die sie täglich im Munde führt. Zwar zähneknirschend, aber schließlich doch den eigenen Prinzipien verpflichtet, würden sich die meisten wenigstens der Stimme enthalten – und dann Ramelow mit seiner Minderheitsregierung das Leben schwer machen.

Aber es kam anders, und das ist bei aller verständlichen Empörung denn doch auch erhellend. Weil es zeigt, wo die sich gern als »bürgerliche Mitte« bezeichnenden Parteien CDU und FDP tatsächlich stehen – nämlich weit rechts. So weit rechts, dass sie entgegen allen Beteuerungen nichts dabei finden, mit der AfD zu paktieren, wenn es dem eigenen Machtstreben nützt. Und das tun CDU und FDP ganz bewusst, weil für sie der Faschismus gegenüber dem Sozialismus allemal das kleinere Übel ist – ungeachtet der monströsen Verbrechen, die mit dem Faschismus verbunden sind. Zwar behauptete man verbal die Distanz sowohl zu Rechten wie Linken, doch als es zum Schwur kam, stand diese »bürgerliche Mitte« zuverlässig rechts außen. Wie schon immer. Der gewiss nicht linke Berliner Sozialdemokrat Fritz Felgentreu twitterte, die CDU habe sich genauso entschieden, »wie sich die deutschen Konservativen immer entschieden haben. Es schlägt, das braune Herz Deutschlands«. Oder: Es wuchs zusammen, was offensichtlich zusammen gehört.

Dafür gibt es nicht nur die häufig zitierten historischen Beweise über die Machtübertragung seitens konservativer Kreise der Weimarer Republik an Adolf Hitler, sondern auch eine Fülle aktueller Indizien – von der leicht belegbaren Tatsache, dass die AfD Fleisch vom Fleische der CDU/CSU ist über die unverhohlene Kumpanei führender Christdemokraten vor allem in Parlamenten der östlichen Bundesländer mit diesen Rechtsextremisten bis hin zur Totalitarismustheorie, mit der die Linkspartei faktisch der NSDAP gleichgestellt wird.

Insofern ist die Kollaboration der CDU wie der FDP mit der AfD – ob offen oder versteckt – eine strategische Entscheidung, bei der sie sich auch durch die skrupellose politische Praxis der Rechtsextremisten nicht beirren lassen. Heute die machiavellistische Intrige und der Hohn über die nützlichen Idioten der »bürgerlichen Mitte«, die sich dafür bereitwillig hergaben – und morgen der brutale Terror gegenüber allen Andersdenkenden, der dann auch vor denen nicht mehr halt macht, die persönlich ihren Konservatismus mit Werten wie Fairness und Anstand verbinden.

Aus der Geschichte, die alles das schon einmal bereit hielt, haben die Konservativen mit ihrer ideologischen Feindschaft gegen alles links von den eigenen Positionen nichts gelernt; sehenden Auges gehen sie den Weg, der schon einmal ins Verderben geführt hat, erneut. Und mit ihnen leider ein nicht unbeträchtlicher Teil der Thüringer Wähler mit ihrer Entscheidung für eine faschistische Partei.

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